Betrug – „Schwachstelle“ Mensch

Betrügereien hat es schon immer gegeben, aber die Wege, wie Betrüger vorgehen, passen sich den Zeiten an. Aktuell steigen die Meldungen von Telefonbetrug und Phishing rasant an. Kaum ein Finanzdienstleister, der nicht darauf hinweist, dass eigene Mitarbeiter niemals telefonisch nach Kontozugangsdaten, Pin- und Tan-Nummern fragen. An etlichen Stellen wird gewarnt, dass Betrüger sich als vermeintliche Mitarbeiter von seriösen Institutionen und Unternehmen ausgeben (z.B. Polizei, Microsoft). Und immer wieder wird daraufhin gewiesen, dass man tunlichst keine unsicheren Anhänge von Emails öffnen, mysteriöse Links anklicken und mit seinen Daten vorsichtig umgehen sollte. So unterschiedlich die Betrugsmaschen auch sind, eines haben sie gemeinsam: Sie bringen Menschen dazu, etwas zu tun, was sie eigentlich nicht vorhatten: Zum Beispiel Geld überweisen oder sensible Daten rausgeben. Das gelingt, weil Menschen manipulierbar sind.

Menschen sind zutiefst soziale und emotionale Wesen, die eben nicht wie ein Computer rein rational „arbeiten“. Menschen sind zum größten Teil emotional geleitet. Hier setzen die betrügerischen Manipulationen auch an, indem sie grundlegende Emotionen, Bedürfnisse und Persönlichkeitseigenschaften ansprechen, wie zum Beispiel Neugier, Hilfsbereitschaft, Vertrauen, Angst, Respekt vor Autorität, Harmonie, Unsicherheit oder auch Gier.

Das Vorgehen bei Betrug ist kurz geschildert: Erst wird Vertrauen aufgebaut, und dann Druck erzeugt, der zu dem gewünschten Verhalten führt.
Vertrauen wird gewonnen, indem eine falsche Identität vorgegeben wird. So geben sich Betrüger als Polizist, Anwalt, Techniker einer seriösen IT-Firma, Bankmitarbeiter oder sogar als Familienangehöriger (Enkeltrick) aus. Häufig werden dabei auch Rufnummern fingiert, die vertraulich wirken, seriös wirkende Webseiten oder scheinbar offizielle Dokumente eingesetzt, damit keine Zweifel bei dem Opfer aufkommen, auch dann nicht, wenn sich die Absicht des Betrügers deutlicher herauskristallisiert, nämlich Geld oder Informationen zu erhalten.
Der Druck wird über Emotionen aufgebaut: Beispielsweise meldet sich die vermeintliche Enkelin in einer drastischen Notlage und braucht dringend Geld. Angst und Sorge um einen Angehörigen werden hier schamlos ausgenutzt. Noch deutlicher wird das bei den sogenannten „Schockanrufen“, bei denen zu ungewöhnlichen Zeiten (sehr früh oder spät) dem Opfer tragische und extrem erschütternde Informationen über Familienmitglieder geschildet werden, weswegen zur Notlinderung ganz schnell Geld überwiesen werden sollte. Unter solchen Schockzuständen ist es deutlich erschwert, sich rational und kritisch zu verhalten.

Aber auch der vermeintliche Bankmitarbeiter, der die Kontozugangsdaten braucht, um das System zu aktualisieren, weil sonst die Kontosperrung oder riesige Sicherheitslücken drohen, „arbeitet“ mit dem emotionalen Druck. Ebenso der vermeintliche Europol-Beamte, der mitteilt, dass die persönlichen Daten einem schweren internationalen Verbrechen zugeordnet werden, weswegen das Opfer sich tunlichst anwaltlich vertreten lassen und deswegen Geld überweisen sollte. Dieser zum Teil sehr hohe emotionale Druck erzeugt Verwirrung, Unsicherheit, Angst und Stress bis Schock. Oder aber auch Gier, nach vermeintlich hohen Gewinnen, die versprochen werden. Gemeinsam ist hier die Emotionalität, die rationales Denken erschwert. Emotionen wühlen auf oder erschüttern uns sogar. Wer kennt sie nicht, die rosarote Brille und der Wunsch nach Liebe (Heiratsschwindler!). Wer kennt sich schon mit den Tiefen eines IT-Systems derart aus, dass ein vermeintlicher Microsoftmitarbeiter nicht mehr verunsichern kann. Und so weiter.

Eine neue Qualität gewinnen Betrugsverbrechen durch den mitunter erheblichen technischen Aufwand, den die Täter betreiben. Systematisch werden im Vorfeld Informationen recherchiert, die das Opfer überzeugen, es mit dem „richtigen“ Gesprächspartner zu tun zu haben und zunehmend werden mittels Software („deepfake“) Stimmen imitiert und Videoaufnahmen manipuliert und auf hohem Niveau Dokumente gefälscht.

Solchermaßen sollte klar sein, dass jeder Opfer eines Betrugs werden kann, da es weder wünschenswert, noch möglich ist, in allen Interaktionen höchstes Misstrauen walten zu lassen und stets das Schlimmste anzunehmen. Gleichwohl: Ein gesundes Misstrauen in Situationen, in denen sensible Informationen oder Geld eingefordert werden, ist auf jeden Fall angeraten! Wichtig ist auch eine Sensibilisierung über Betrugsmöglichkeiten. Diese kann helfen, in Situationen, in denen auf ungewöhnliche Weise emotionaler Druck ausgeübt wird, diesem nicht „automatisch“ nachzugeben, sondern erst noch einmal „Luft zu holen“ und sich zu besinnen. Der wichtigste Tipp ist aber: Suchen Sie sich die Unterstützung und eine Einschätzung von anderen, bleiben Sie nicht alleine mit der Entscheidung, egal wieviel Zeitdruck gemacht wird und ganz besonders wenn hoher emotionaler Druck vorhanden ist! Keiner kann so clever sein, einen professionellen Betrüger auf Anhieb zu entlarven.

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