Resilienz- was heißt das?

„Durch Resilienz Krisen überstehen“, „das Unternehmen resilient machen“, „resiliente Führungskräfte“ … In den Schlagzeilen und in den Medien wird der Begriff Resilienz als DAS Mittel gegen Krisen und schwierige Situationen angepriesen – nicht nur für den Einzelnen, sondern auch und vor allem für Unternehmen und Organisationen.

Hierbei lohnt sich jedoch ein psychologischer Blick hinter die Kulissen der Bedeutung von Resilienz – ein hoch spannender Bereich:

Der Ursprung der Resilienzforschung liegt in der Beobachtung von Menschen, welche widrigste Lebensumstände überstehen, ohne daran zu zerbrechen. Trotz schwierigster Situationen meistern sie ihr Leben erfolgreich und entwickeln sich stetig positiv weiter. Dies wurde vor allem bei Kindern – aber natürlich auch bei Erwachsenen – beobachtet: Ein Teil der Kinder und Erwachsenen, die in äußerst prekären Lebensverhältnissen aufwuchsen oder in ein ungünstiges Umfeld geraten sind (welches beispielsweise von Gewalt, Drogen, Naturkatastrophen etc. geprägt ist), überstehen diese Situation ohne seelischen Schaden.

Damit stellt sich natürlich die spannende Frage:
Welche Ressourcen befähigen einen Menschen traumatische Erlebnisse scheinbar unangetastet zu verarbeiten? Zuerst einmal: Was ist Resilienz?

Resilienz bedeutet Widerstandsfähigkeit: die Fähigkeit, Lebenskrisen mit allen zur Verfügung stehenden Ressourcen zu bewältigen und sie als Anlass für die eigene Weiterentwicklung zu nutzen. Dabei handelt es sich um keine angeborene Eigenschaft, im Sinne von „einmal angelegt, für immer gegeben“. Sie entwickelt sich in einem ständigen, wechselseitigen Austauschprozess zwischen der Person und den jeweiligen Umweltanforderungen (dynamischer Anpassungs- und Entwicklungsprozess). Die Widerstandsfähigkeit kann sich also auch im Laufe des Lebens verändern. Resilienz zeigt sich erst, wenn eine Person eine risikoreiche, belastende Situation erfolgreich bewältigt hat.

Das Wichtigste bei Resilienz ist, dass persönliche und soziale bzw. externe Ressourcen erkannt und aktiviert werden. Alles, was im Rahmen der Umstände möglich ist, muss genutzt werden!

Kommen wir nun zurück zu folgender Frage: Was zeichnet einen „resilienten“ Menschen aus? An dieser Stelle wurden einige globale Faktoren festgestellt, die sich bei Personen, welche schwierigste Lebensverhältnisse gemeistert haben, häufen:

  1. Akzeptanz der Situation und der damit verbundenen Gefühle. Bei „resilienten“ Menschen findet sich eine Art „radikale Akzeptanz“: Es ist, wie es ist. Da sich die Situation häufig nicht ändern lässt, müssen Lösungsansätze gefunden werden.

Und dies führt bereits zu einem weiteren wichtigen Faktor:

  1. Lösungsorientierung: Anstatt gedanklich in der Vergangenheit zu verharren wird der Blick nach vorne gerichtet. Im Sinne von „Was kann ich tun? Welche Möglichkeiten habe ich, wieder Freude in mein Leben zu bringen?“

Damit verbunden ist,

  1. sich nicht dauerhaft als Opfer zu fühlen: „Resiliente“ Menschen verweilen nicht lange in ihrer Opferhaltung, sondern sie versuchen – in realistischer Einschätzung ihrer Möglichkeiten – ihr Leben neu zu gestalten.

Dies kommt auch daher, dass sie

  1. die Wechselfälle des Lebens einplanen: „Resiliente“ Menschen sind sich bewusst, dass im Leben nicht alles glatt laufen kann. Dementsprechend werden sie in ihrem Selbst- und Weltverständnis nicht völlig zerstört, wenn es passiert.

Auch die Schuldfrage steht nicht im Fokus:

  1. Die Schuld wird weder sich selbst, noch anderen oder äußeren Bedingungen zugewiesen. Auch „was wäre wenn-Fragen“ können nie eindeutig beantwortet werden; sie kosten Energie und blockieren den Blick nach vorne.

Viel wichtiger ist die

  1. Einbindung in soziale Netzwerke: „Resiliente“ Menschen sind in der Lage, andere Personen, welche bereit sind ihnen zu helfen, um Unterstützung zu bitten.

Und letztendlich zeigen „resiliente“ Menschen

  1. eine positive Lebenseinstellung: Sie haben die unerschütterliche Überzeugung, dass sich nach schwierigen Zeiten die Dinge auch wieder zum Positiven wenden werden.

Auch wenn es nicht ganz einfach ist, sich diese Faktoren auf die Schnelle anzueignen, die Perspektive, die innere Haltung und Einstellung, die dahinter stehen, können erlernt und geübt werden. Sie stimmen auf alle Fälle nachdenklich.

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