Ein Beitrag von Nina Hackethal, Psychologiestudentin, HPC
Der Selbstwert, auch Selbstwertgefühl, ist eine grundlegende Einstellung gegenüber der eigenen Person. Kurz gesagt geht es darum, wie man sich selbst sieht, welchen Wert man sich zuspricht und wie man sich im Vergleich mit anderen Menschen bewertet.
Der Selbstwert wirkt sich stark auf unseren Alltag aus – was wir über uns selbst denken, bildet sich durch Erfahrungen mit unserer Umwelt und beeinflusst gleichzeitig, wie wir mit anderen umgehen und was wir von ihnen erwarten. Damit ist der Selbstwert zentral für alle Beziehungen und das seelische Befinden jedes Menschen.
Menschen mit einem gesunden Selbstwertgefühl schätzen ihre Fähigkeiten realistisch ein, nehmen ihre Stärken und Schwächen gleichermaßen an und behalten ihre Selbstsicherheit unabhängig von verschiedensten Einflüssen. Wer zu einem geringen Selbstwertgefühl neigt, der lässt sich schneller verunsichern, zweifelt mehr und tendiert eher dazu, aufzugeben. Diese Unterschiede zeigen sich besonders im Umgang mit Problemen und Niederlagen, die bei Menschen mit einem gesunden Selbstwert weniger sich selbst zugeschrieben werden als bei Menschen mit einem schwachen Selbstwertgefühl.
Kann man den Selbstwert beeinflussen?
Es wirkt fast so, als gäbe es von Natur selbstbewusste und selbstunbewusste Menschen. Und es ist tatsächlich so, dass sich das Selbstwertgefühl schon sehr früh ausbildet. Schon die Beziehungserfahrungen mit den eigenen Eltern oder engen Bezugspersonen beeinflussen, wie sich der Selbstwert entwickelt. Durch die Spiegelung wichtiger Bezugspersonen erhält das Kind eine erste Vorstellung von sich selbst und lernt, dass es versorgt und geliebt wird und willkommen ist. Diese Empfindung frühester Selbstsicherheit hält ein Leben lang.
Trotzdem ist der Einfluss der frühen Kindheit nicht Alles! Eine positive Entwicklung ist auch bei ungünstigen familiären Verhältnissen möglich, wie umgekehrt eine problematische Entwicklung trotz guter familiärer Verhältnisse entstehen kann.
Außerdem hört die Entwicklung nicht mit der Volljährigkeit auf – wir können uns ein Leben lang weiterentwickeln, Neues lernen und uns verändern. So gibt es auch viele weitere Faktoren, die das Selbstwertgefühl beeinflussen, wie eigene Leistungen, Erfolge, Anerkennung, aber auch Ausgrenzung, Niederlagen und traumatische Erlebnisse.
Strategien der Selbstwertregulation – was kann ICH tun?
Menschen mit geringem Selbstwertgefühl halten an negativen Glaubenssätzen (wie z. B. „Ich bin schwach“, „Ich bin langweilig“, „Ich genüge nicht“) fest, die häufig schon in der Kindheit geprägt wurden. Diese Glaubenssätze können bewusst reflektiert und aktiv durch förderliche Gegengedanken (wie z. B. „Ich stehe zu meinen Grenzen“, „Ich muss nicht allen Menschen gefallen“, „Ich darf so sein, wie ich bin“) ersetzt werden.
Die Arbeit am eigenen Selbstwert lohnt sich! Beginnen Sie damit, sich kleine Ziele zu setzen, die erreichbar sind – mit jedem (wenn auch kleinen) Erfolg wachsen Selbstvertrauen und Motivation.
Als besonders hilfreich erweist sich die Arbeit an den eigenen Stärken und Schwächen. Sie dürfen Ihre positiven Charaktereigenschaften, Ihr Potenzial und Ihre eigenen Leistungen und Fähigkeiten erkennen. Dabei sollten Abwärts-Vergleiche mit anderen Menschen vermieden werden. Gesünder sind zum Beispiel Vorher-Nachher-Vergleiche mit der eigenen Person – wie hat sich Ihre heutige Leistung in Relation zu letzter Woche/Monat/Jahr verändert?
Auch die Sprache beeinflusst die Wahrnehmung: die Art und Weise, wie Sie über sich und mit Ihnen selbst sprechen, spielt eine große Rolle und beeinflusst maßgeblich wie andere Sie sehen. Ständige Selbstabwertungen bringen uns nicht weiter, sie schwächen uns vielmehr.
Durch Achtsamkeitsübungen kann man sich auf die eigenen Bedürfnisse besinnen („Was brauche ich?“). Gerade wenn der Selbstwert verletzt ist, helfen Achtsamkeitsübungen dabei, sich um den Wert der Dinge und der eigenen Person bewusst zu werden. Auch Meditation steigert das Selbstwertgefühl und lässt uns den Fokus nach innen richten, uns besinnen und innerlich wachsen.
Stärken Sie sich! Sport und Bewegung stärken sowohl Körper als auch Psyche und geben uns Sicherheit und Selbstvertrauen. Völlig ungeachtet von Erfolgen und Fitnesszielen führt Sport zu einem verbesserten Körpergefühl und höherem Wohlbefinden. Bewegung reduziert die Ausschüttung von Stresshormonen, was uns entspannter und ausgelassener durch den Alltag gehen lässt. Durch die routinierten Abläufe und unser Durchhaltevermögen werden Disziplin und Selbstwirksamkeit nachwirkend gestärkt.
Es lässt sich festhalten, dass das Selbstwertgefühl eine fundamentale Rolle in unserem Leben spielt. Es beeinflusst, wie wir uns selbst und andere wahrnehmen, mit anderen interagieren und Herausforderungen begegnen. Nicht ohne Grund gilt der Selbstwert als Epizentrum unserer Psyche! Durch gezielte Strategien – wie das Pflegen positiver Einstellungen und Überzeugungen, Achtsamkeitsübungen und Sport – können wir unseren Selbstwert aktiv stärken.